Wanderausstellung in Kloster Maria Laach

piktowanderausstellung.jpgDie Wanderausstellung "Franz Stock - Frieden als Auftrag" ist vom

18. Oktober bis 08. November 2009

in Kloster Maria Laach (Informationshalle) zu sehen.

Kloster Maria Laach gilt als eines der schönsten Denkmäler der romanischen Baukunst aus der Salierzeit in Deutschland.Es liegt im Landkreis Ahrweiler im Norden von Rheinland-Pfalz und wird jährlich von ca. 1,5 Mio. Menschen besucht. Wir freuen uns sehr die Ausstellung hier präsentieren zu können.

Aussteller ist die Benediktinerabtei Maria Laach
56653 Maria Laach, Telefon: +49 2652 59-0

Die Ausstellung wurde am 18. Oktober, 15.30 Uhr von Abt Benedikt eröffnet.

Fotos und Berichte von der Ausstellungseröffnung:

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Abt Benedikt begüßte zur Eröffnung die zahlreichen Gäste und stellte das Leben und Wirken Franz Stocks mit eindringlichen Worten dar. Frau Müller-Leersch umriss als Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft Nickenich und als Hauptorganisatorin der Ausstellung das Zustandekommen der Präsentation der Wanderausstellung "Frieden als Auftrag". Madame Robert aus Suresnes, Nachbarstadt von Paris, sowie Herr Leise vom Vorstand des Komitees stellten die Konzeption der Ausstellung sowie einzelne Schwerpunkte daraus vor. Danach gab es viele Gespräche unter den Besuchern über Aspekte zu Franz Stock bei einem kleinen Umtrunk.

 



Begrüßung und Eröffnung durch Abt Benedikt

 

Abt BenediktEine Ausstellung über Abbé Franz Stock in Maria Laach – sie kommt zustande durch das Engagement von Frau Birgit Müller-Leersch, unserer Mitarbeiterin im Laacher Seehotel, die sich mit dieser Persönlichkeit seit langem beschäftigt. Erwähnt werden soll auch, dass unser P. Wigbert Hess in dem so genannten Stacheldrahtseminar in Chartres war, auch unsere beiden verstorbenen Mitbrüder Br. Bardo Heil und P. Bertharius Häringer.

Es ist gut und nur zu begrüßen, dass jetzt an dieser Stelle, hier in Maria Laach, Gelegenheit ist, auf diese bedeutende Persönlichkeit, den „Brückenbauer zwischen Frankreich und Deutschland“, hinzuweisen.

Abbé Franz Stock hat sich total, mit seinem ganzen Leben, in den Dienst der deutsch-französischen Aussöhnung gestellt. In der wohl schrecklichsten Zeit des Abendlandes, als in Deutschland das Naziregime an der Macht war und seine Gewaltherrschaft weit über die deutschen Grenzen hin ausdehnen wollte, war er in unserem Nachbarland Frankreich eine wahre Lichtgestalt. In dieser schrecklichen Zeit und danach war er als Deutscher Auslandsseelsorger in Frankreich. „Er ging durch die Hölle als Sämann der Liebe“, so las ich einmal über ihn. Das ist nicht nur ein schönes, ansprechendes Bild, es ist die Charakterisierung derer, die ihn – eben in der Hölle – erlebt haben.

Franz Stock wurde 1904 in Neheim-Hüsten in Ostwestfalen geboren, als Kind einfacher Leute, der Vater war Fabrikarbeiter. Prägend war für ihn sicher die katholische Jugendbewegung Quickborn mit der überragenden Gestalt Romano Guardinis. Als Paderborner Theologiestudent nahm er an einem internationalen Jugendtreffen in Bierville nahe Paris teil. Thema war „Frieden durch die Jugend“. Das warf bereits Licht auf sein ganzes späteres Wirken. Franz Stock entschloss sich, einige Semester in Paris zu studieren. Das Fundament für die freundschaftliche Beziehung zu Frankreich war gelegt.

1934, bald nach seiner Priesterweihe, wurde er Rektor der Deutschen Mission in Paris, was heißt, dass er für die in Paris lebenden katholischen Deutschen Seelsorger war. Das Erstarken des Nationalsozialismus erlebte er also in Frankreich. Beim Ausbruch des Krieges kehrte er nach Deutschland zurück. 1940, nach dem Frankreichfeldzug, ging er wieder nach Paris. Er wurde Seelsorger in drei Pariser Gefängnissen, wo die nationalsozialistische Besatzungsmacht brutal alle inhaftierte, die irgendwie Widerstand leisteten, darunter sehr viele Gymnasiasten und Studenten. Die Verhältnisse in diesen Gefängnissen müssen entsetzlich gewesen sein: Brutalität, Verhöre, Folter, Todesurteile. Abbé Stock, der sich weigerte, eine Uniform zu tragen, war in seinem Priestergewand eben die erwähnte Lichtgestalt. Er war die Kontaktperson zu den Familien der Inhaftierten. Hier fiel der Ausspruch: „In den Augen Gottes gibt es keine Engländer, Deutsche, Franzosen. Für ihn gibt es nur Christen – oder ganz einfach Menschen.“ Ein Offizier schrieb später über diese Zeit: „Ich habe während der deutschen Besatzungszeit in französischen Gefängnissen schreckliche Stunden erlebt, aber in meiner düsteren Zelle habe ich immer einen Freund gehabt, der mich tröstete, mich auf Christus hinwies und mir die heilige Eucharistie brachte.“ Auf dem Mont Valérien wurden die zum Tod verurteilten Widerstandskämpfer hingerichtet, erschossen. Man spricht von ungefähr 2000. Abbé Stock begleitete sie zur Hinrichtungsstätte. Er äußerte einmal: „Was ich hier erlebe, ist so furchtbar, dass ich oft nächtelang schlaflos liege.“ Gottesdienstbesucher sahen ihn oft bei der Messe weinen.

Nach dem Krieg war Abbé Stock für kurze Zeit in Kriegsgefangenschaft. Kirchlicherseits bemühte man sich in Frankreich um die Kriegsgefangenen. Auch die gefangenen deutschen Theologiestudenten hatte man im Blick. Abbé Stock wurde in die Überlegungen einbezogen. Es entstand die Idee eines Seminars für Kriegsgefangene. Bald stand fest, dass Stock dessen Regens sein sollte. Das Stacheldrahtseminar war zunächst in Orleans platziert, wurde aber bald nach Chartres verlegt. Der damalige Apostolische Nuntius Angelo Roncalli hat es mehrfach besucht. Bis Juni 1947 gab es dieses Seminar. 949 Dozenten, Priester, Ordensbrüder und Seminaristen waren in diesem Seminar. Diese Einrichtung steht bis heute für die französisch-deutsche Versöhnung.

Knapp ein Jahr später, am 24. Februar 1948, starb Abbé Stock in Paris. Er war noch nicht einmal 44 Jahre alt. Er starb in einem Hospital, das damals unter kommunistischer Leitung stand. Er, der so vielen beim Sterben beigestanden hatte, starb selber völlig einsam. Nur etwa ein Dutzend Menschen waren bei seinem Begräbnis auf einem Gefangenenfriedhof dabei. Am 3. Juli 1949 fand im Invalidendom die erste öffentliche Gedenkfeier für Abbé Stock statt. Frankreich dankte in aller Form dem deutschen Priester, der mitten im Krieg in Frankreich Versöhnung und Frieden gelebt hatte. Am 13. Juni 1963 wurde die Leiche exhumiert und im Mittelschiff der Kirche Saint Jean Baptiste in Rechèvres/ Chartres beigesetzt. Abbé Stock wurde dadurch in Frankreich geehrt wie kein Deutscher vor ihm. Im November dieses Jahres wird sein Seligsprechungsprozess eröffnet.

Ich glaube, wir brauchen auch in unserer Zeit das Beispiel solcher Menschen, die uns zeigen, was Menschsein und was Liebe unter den Menschen ist. Es gibt etwas, das uns alle verbindet,   ganz gleich welchem Volk, welcher Nation und welcher Rasse wir angehören.



Birgit Müller-LeerschGrußwort Birgit Müller-Leersch

(Leiterin Personalbüro Seehotel Maria Laach, Zweite Vorsitzende des Freundeskreises Nickenich/Montfort l’Amaury)

Verehrter Abt Benedikt, lieber Pater Wigbert, chère Mme. Robert, werter Herr Leise, sehr geehrte Gäste, meine Damen und Herren,  zunächst darf auch ich Sie recht herzlich willkommen heißen und ich freue mich, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind.

Ein Blick in den Kalender sagt uns, dass der 18. Oktober des öfteren ein besonderer Tag in der Geschichte darstellte, so unter anderem 1685, als Ludwig der Vierzehnte das Edikt von Nantes widerruft, 1861 als Kaiser Wilhelm der Erste sich selbst in Königsberg zum König von Preußen krönt, 1914 als die internationale Schönstatt-Bewegung von Pater Josef Kentenich gegründet wird oder auch 1989, als Egon Krenz Erich Honecker als Staats- und Parteichef der DDR ablöst.

Und heute ist für uns ein besonderer Tag, da die Ausstellung über Abbé Stock zum ersten Mal in Rheinland-Pfalz gezeigt wird und Maria Laach somit einen für meine Begriffe in der deutsch-französischen Geschichte einzigartigen Menschen ehrt, der vor wenigen Wochen 105 Jahre geworden wäre, dessen Seeligsprechungsprozess am 14. November d. J. in seinem Heimatort Arnsberg offiziell eröffnet wird und von dem manch einer noch nie etwas gehört hat.

So erging es auch mir bis zum Sommer letzten Jahres. Erlauben Sie mir, etwas auszuholen, denn dies führte letzten Endes dazu,  dass wir uns heute hier zusammenfinden: Neben meiner über 13jährigen Tätigkeit im Seehotel Maria Laach bin ich seit über 30 Jahren in der deutsch-französischen Partnerschaft aktiv: einmal auf privater Ebene: seit der siebten Klasse in der Schule pflege ich eine intensive Freundschaft mit meiner damaligen Korrespondentin aus der Nähe von Verdun – unsere Großväter kämpften auf den Schlachtfeldern und auch um das Fort Douaumont -, aber auch auf der Ebene der kommunalen Partnerschaft zwischen meiner Heimatgemeinde Nickenich und dem ca. 35 km westlich von Paris gelegenen Örtchen Montfort l’Amaury, in dem u. a. Victor Hugo und Maurice Ravel sich bereits wohlfühlten.

Im Rahmen dieser Partnerschaft wurde 1999 der Freundeskreis Nickenich/Montfort l’Amaury gegründet, dessen Vorstand sich einmal im Jahr mit den französischen Kollegen vom Comité de jumelage zu sogenannten Arbeitstreffen zusammenfindet – mal in Nickenich, mal in Montfort. Hier bekleide ich seit Jahren das Amt der zweiten Vorsitzenden. Und bei unserem Arbeitstreffen im August 2007 anlässlich der Nickenicher Kirmes hatten wir darum gebeten, doch mal einen Ausflug nach Chartres anzubieten, wenn wir im Herbst 2008 mit der Ortsgemeinde nach Frankreich kämen. Ich hatte Chartres als Jugendliche besucht und war seinerzeit von der Kathedrale mit ihren Kirchenfenstern beeindruckt.

Als wir die Rückmeldung erhielten, der Chartres-Ausflug mit deutschsprachiger Führung in der Kathedrale und anschließendem Besuch des Kirchenfenstermuseums – und natürlich einem typisch französischen Mittagessen – sei geplant, wies uns der dortige Komiteevorsitzende darauf hin, dass an dem besagten Wochenende in der dortigen Pfarrkirche St. Pierre eine Ausstellung über Franz Stock, einen deutschen Priester, der in Chartres zur Zeit des Zweiten Weltkrieges tätig gewesen sei, eröffnet würde, und ihm zu Ehren wäre man in Chartres dabei, ein „Museum“ einzurichten. Er ergänzte, Franz Stock sei ein Frankreich ein Begriff.

Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich trotz meiner über 30jährigen Partnerschaftsarbeit noch nie etwas von diesem Menschen gehört hatte – ich konnte mich auch nicht bewusst daran erinnern, dass er in irgendeiner der unzähligen Reden der Bürger-meister, Verbandsbürgermeister oder auch Europaabgeordneten, die ich in all den Jahren gedolmetscht hatte, erwähnt worden wäre.

Durch einen Anruf bei Bruder Norbert erfuhr ich dann zunächst Näheres, u. a. auch, dass mehrere Laacher Mönche im Priester-seminar, das als „Stacheldrahtseminar“ in die Geschichte einging, unter der Leitung von Abbé Stock in Chartres studiert hatten und dass Pater Wigbert der einzige noch lebende „Chartrenser“ sei.

Nun war natürlich die Idee geboren – und die schriftliche Einladung des dortigen Pfarrers Père Gérard folgte binnen weniger Tage, dass Pater Wigbert als lebender Zeitzeuge uns an den Ort des Geschehens begleiten solle, es eine große Ehre sei, ihn zu empfangen und ihn bei der Ausstellungseröffnung begrüßen zu dürfen, damit er ein paar Worte sage.

Nach Recherchen auf der Homepage des französischen und deutschen Stock-Komitees war es inzwischen auch unser Wunsch, das ehemalige „Dépot 501“, das zu einer Europäischen Begeg-nungsstätte ausgebaut werden soll und hier heute im Modell zu sehen ist,  zumindest mit einer Abordnung aufzusuchen, nach Le Coudray rauszufahren und dafür den Stadtbummel ein andermal nachzuholen. Aus der „Abordnung“ wurde eine Gruppe von ca. 40 Leuten, Deutsche und Franzosen, die in zwei Gruppen durch die betonierte Halle, an deren Eingangstür ein Schild auf die zukünftige Bedeutung hinweist, geführt wurden und mit großem Interesse den Ausführungen der vortragenden Herren, die sich seit Jahren im französischen Franz-Stock-Komitee engagieren, lauschten.

Wir entdeckten an den Wänden der ehemaligen Kapelle, die auch als Hörsaal diente, von einem Seminaristen handgemalte Kreuzwegstationen und im hinteren Teil ein von Abbé Stock gestaltetes Altarbild mit Kreuz, das neben der Muttergottes auch den Erzengel Michael und den heiligen Bonifatius darstellt.

Dieses Fresko ist inzwischen aufwendig restauriert und am 19. September 2009 im Rahmen eines Kolloquiums eingeweiht worden – übrigens mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Bischofskonferenz und des Landes Nordrhein-Westfalen.

Nun, da es Pater Wigbert aus gesundheitlichen Gründen im letzten Jahr leider nicht möglich war, an unserer Reise teilzunehmen, was hüben wie drüben sehr bedauert wurde, übergab er mir bei einem Treffen im Kloster persönliche Aufzeichnungen, die er liebevoll aus diesem Anlass zusammengestellt hatte. Diese Aufzeichnungen trug ich vor fast genau einem Jahr, nämlich am 5. Oktober 2008, in Montfort l’Amaury bei der Eröffnung im Anschluss an die Ausführungen von Mme. Robert in der Pfarrkirche vor und es war mir eine große Ehre.

Und genauso ist es mir jetzt eine Ehre, Ihnen diese Erinnerungen mit Erlaubnis von Pater Wigbert vorzutragen: .....

Abschließend darf erwähnt werden, dass diese Aufzeichnungen im letzten Jahr dem Franz-Stock-Komitee zur Verfügung gestellt wurden und im Rahmen des Seligsprechungsprozesses über Arnsberg nach Rom zum Vatikan geschickt wurden.

Da dieser Prozess inzwischen in die Gänge gekommen ist, man für jegliche Hinweise, Aufzeichnungen, z. B. auch aus Nachlässen von Zeitzeugen, nach wie vor dankbar ist, wurde auch Pater Wigbert inzwischen ausführlich über mehrere Stunden von der zuständigen Kommission befragt.

Wie er mir sagte, sei dies anstrengend gewesen, aber man habe auch viel gelacht. Nun, lieber Pater Wigbert, getreu dem Motto „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ haben Sie damit viel Gutes getan und der Seligsprechung - wenn man das so sagen darf - mit einem Mosaikstein ein Bild gegeben.


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