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Die Rolle von Franz Stock in der deutsch-französischen Versöhnung

Pfarrer Stephan Jung„Sein Wirken ist zu einem Programm geworden“

Die Versöhnung zwischen Völkern ist oft mit dem Wirken Einzelner untrennbar verbunden. Der Priester Franz Stock aus Neheim gehört zu diesen Menschen. Pfarrer Stephan Jung als Vorsitzender des Franz-Stock-Komitees beschreibt in seinem Gastartikel die Bedeutung Stocks für die deutsch-französische Versöhnung.

von Stephan Jung
Gastartikel in "Der DOM" - Kirchenzeitung für das Erzbistum Paderborn (38/2009)

„Franz Stock – das ist nicht nur ein Name, das ist ein Programm.“ Dieses viel zitierte Wort von A. Roncalli, dem damaligen Apostolischen Nuntius in Frankreich und späteren Papst Johannes XXIII.,  macht auf die Bedeutung Franz Stocks aufmerksam. Der aus Neheim stammende Priester Franz Stock (1904 bis 1948) gilt als ein Wegbereiter der deutsch-französischen Aussöhnung nach den Schrecken des 2. Weltkrieges. Als Jugendlicher ist er geprägt von der Zeit des 1. Weltkrieges und den darauffolgenden Jahren. Der Hass zwischen Frankreich und Deutschland ist groß. Franz Stock setzt hier mit vielen anderen Gegenakzente. Er nimmt zum Beispiel 1926 an einem internationalen Treffen unter dem Motto „Frieden durch die Jugend“ mit 10 000 Jugendlichen in Bierville bei Paris teil.

Gerade hat er sein Theologiestudium in Paderborn begonnen. Bald äußert er den Wunsch, an einer französischen Universität studieren zu können. Das in jener Zeit Unvorstellbare wird möglich. Franz Stock wohnt im Seminaire des Carmes und studiert in Paris am dortigen Institut Catholique. Eine anfänglich reservierte Haltung dem Deutschen gegenüber wandelt sich in Freundschaft. Nach drei Semestern in Paris zurück in Paderborn, empfängt er dort 1932 die Priesterweihe.

Im Jahr 1934 wird er Rektor der deutschen Mission in Paris. Aber wieder einmal sollen in Europa die Lichter ausgehen. Ende August 1939 erhält Franz Stock von der deutschen Botschaft die Anweisung, Paris zu verlassen. Übereilt kehrt er nach Deutschland zurück. Der zweite Weltkrieg beginnt, Frankreich wird besiegt und Paris besetzt.

Zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Rektor der deutschen Gemeinde wird er Seelsorger in den Wehrmachtsgefängnissen von Fresnes, La Santé und Cherche-Midi. Er begleitet die zum Tode verurteilten  Franzosen (zwischen 1000 und 2000) bis zur Erschießung auf dem Mont Valérien bei Paris, hält unter Gefahr für sein eigenes Leben Kontakte zu den Familienangehörigen der Todgeweihten. Unter den Gefangenen macht sich bald die Überzeugung breit, dass man diesem deutschen Pries­ter vertrauen kann. Die Tagebuchnotizen Stocks über die Begegnung mit den Gefangenen geben ein erschütterndes Zeugnis von der Dunkelheit jener Jahre und zugleich vom Licht der Bruderliebe. Nicht umsonst wird er als „Seelsorger der Hölle“ bezeichnet. Nach dem Ende des Krieges teilt Stock das Los der deutschen Kriegsgefangenen. Französische Stellen beschließen, alle kriegsgefangenen Seminaristen deutscher Sprache in einem Lager bei Chartres zusammenzufassen. Dort sollen sie die Gelegenheit haben, ihre Studien fortzusetzen. Stock bekommt die Leitung des Seminars als Regens angetragen. Am 24. Februar 1948 stirbt Abbé Franz Stock in Paris, er ist keine 44 Jahre alt.

Die damaligen Umstände  sind die Ursache für ein als erbärmlich beschriebenes, Begräbnis auf dem Friedhof Thiais bei Paris. Aber bereits am 3. Juli 1949 findet im Invalidendom die erste öffentliche Gedenkfeier statt. Mitglieder des französischen Widerstands und Angehörige der früheren Inhaftierten übernehmen die Sorge für Stocks Grab und errichten einen würdigen Grabstein. Im Juni 1963 werden die sterblichen Überreste Stocks in der neu errichteten Kirche St. Jean Baptiste in Rechèvres/Chartres beigesetzt. Eine weitere Ehrung des Wirkens von Franz Stock findet im Jahr 1990 statt. Der Platz vor dem Ehrenmal des französischen Widerstands auf dem Mont Valérien, also dort, wo die Erschießungen stattgefunden haben, wird nach diesem deutschen Priester benannt.

Der Person Franz Stocks und seinem Wirken, das Programm geworden ist, weiß sich das 1964 gegründete Franz-Stock-Komitee (Näheres unte www.franz-stock.de) verpflichtet. Es trägt durch Vortragsveranstaltungen und Ausstellungen dazu bei, Franz Stock bekannter zu machen. Organisiert werden Begegnungen zwischen Deutschen und Franzosen. Zusammen mit der französischen Partnerorganisation – Les Amis de Franz Stock – wurde die Lagerhalle erworben, in der die Seminaristen vor den Toren von Chartres untergebracht waren. Dort wird mit Hilfe von Spendenmitteln das ambitionierte Projekt eines Europäischen Begegnungszentrums Franz Stock realisiert.

Wir stehen kurz vor der offiziellen Eröffnung des Seligsprechungsprozesses von Franz Stock durch Erzbischof Hans-Josef Becker im Herbst in Neheim. Es kommt alles darauf an, die Verehrung des Dieners Gottes Franz Stock zu fördern, „damit das Licht seines Glaubenszeugnisses unter uns leuchtet und zur Kraftquelle für viele Menschen werden kann“ (aus dem Gebet um die Seligsprechung).


Stephan Jung wurde 1963 geboren, die Priesterweihe empfing er 1990. Von 1999 bis 2005 war er als Seelsorger im Schwesterbistum Le Mans tätig. Seit 2005 ist er Pfarrer von St.Johannes Baptist in Neheim. 2006 wurde er Vorsitzender des Franz-Stock-Komitees für Deutschland.

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